Seit 31 Jahren gibt es den Eine-Welt-Laden im Haus der Kirchen. Ein Kind der bewegten 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ist der Eine-Welt-Laden immer noch – gelebte Solidarität mit Produzentinnen und Produzenten aus ärmeren und sehr armen Ländern der Erde.
Getreu dem Motto: »Ihr könnt Eure Almosen behalten wenn Ihr gerechtere Preise zahlt« bieten ehrenamtlich engagierte Menschen Produkte und Informationen zusammen an. Als Beitrag zum Thema dieses Gemeindegrußes möchten wir dies am Beispiel Reis erläutern.
Reis ist eine der ältesten Kulturpflanzen und das wichtigste Grundnahrungsmittel der Welt. 400 Millionen Tonnen pro Jahr werden produziert und konsumiert. Mehr als eine Milliarde Menschen, Kleinbauernfamilien in den Schwellen- und Entwicklungsländern, leben hauptsächlich vom Reisanbau. Nur etwa 1.000 der noch bestehenden 86.000 Sorten gelangen in den Handel, die meisten Arten sind bei uns unbekannt.
Reisanbau ist aufwändige Arbeit für viele Hände.
Vor der Aussaat wird der Boden zur Lockerung drei Mal gepflügt, mit Wasserbüffeln, Kühen oder Ochsen. Die im Saatbeet vorgezogenen Reispflanzen werden nach einem Monat von Hand in ein zweites Feld umgesetzt. Auch ständiges Jäten und Instandhalten der Bewässerungsanlage ist mühevolle Handarbeit. Drei bis sechs Monate später, wenn das Korn reif ist, werden die Felder trockengelegt, die Ähren mit der Sichel geschnitten, gebündelt und zum Dreschen gebracht.
Obwohl die Reisbauern das wichtigste Grundnahrungsmittel erzeugen, ist ihre Ernährungssicherheit nicht garantiert. Oft sind die Familien gezwungen, nicht nur ihre Übermengen zu verkaufen, sondern auch den Großteil des Eigenbedarfs. Der faire Handel bietet Lösungsansätze.
Problem der Verschuldung
Eines der größten Probleme ist die Verschuldung. Die Bauern leihen sich in Notsituationen Geld von den Zwischenhändlern und begeben sich durch hohe Verzinsung in deren Abhängigkeit. Diese Schuldenfalle wollen Bauernorganisationen durch »Reisbanken« durchbrechen. Durch höhere Preise, längerfristige Handelsbeziehungen und Beratung unterstützt der Faire Handel die Reisbanken und hilft so, die Ernährungssouveränität zu sichern. Handelspartner in Thailand und Indien leisten seit vielen Jahren Aufklärungsarbeit und Widerstand gegen den Versuch, ihre Reissorten in den USA patentieren zu lassen. Der Faire Handel fördert dies mit dem Mehrpreis.
Es gibt daher viele Gründe für den Kauf von Reis aus alternativem Handel:
• Gerechtigkeit im Welthandel: Faire Preise für Erzeuger statt große Gewinne für Konzerne.
• Ernährungssouveränität: Fair gehandelter Reis hilft, die unabhängige Nahrungsmittelproduktion zu sichern.
• Nachhaltige Landwirtschaft: Der Faire Handel unterstützt nachhaltige Anbaumethoden und damit den Erhalt der Umwelt für kommende Generationen.
• Keine Gentechnik: Der Verzicht auf gentechnisch manipulierte Reissorten ist ein Schutz der bedrohten Sortenvielfalt und zugleich ein Element in der Unabhängigkeit von Saatgut-Konzernen aus dem reichen Norden.
• Schutz vor Landflucht: Die Förderung kleinbäuerlicher Landwirtschaft sorgt für Arbeitsplätze, den Erhalt der Landschaften, der traditionellen Kultur und des indigenen Wissens Asiens.
Und: Fair gehandelter Reis schmeckt hervorragend!
Renate Späth für das Team des Eine-Welt-Ladens