Geh aus, mein Herz und suche Freud (EG 503)
Dieses bekannte Sommerlied haben wir schon oft gemeinsam gesungen. Paul Gerhardt, der Dichter dieses Liedtextes, beschreibt in 15 Strophen die lebendige Natur, die sich uns im Sommer in besonderer und ansprechender Weise zeigt.
Ben David Ungermann spielt an der Orgel verschiedene Variationen von Gottfried Fischer (1924-2009), die zu unterschiedlichen Strophen entstanden sind:
Thema (1.Strophe)
1. Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit
an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier
und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben,
sich ausgeschmücket haben.
„Geh aus, mein Herz“. Mit einer Aufforderung beginnt das Lied. Wer etwas entdecken will, muss hinausgehen. In den vergangenen Wochen hat mir das gut getan, wenn ich in der Natur einiges entdecken konnte. Wieviel ist zu beobachten, wenn man sich Zeit nimmt, genau hinschaut und -hört! Blühen überall, Summen der Insekten, Melodien der Vögel…
Doch die Freude ist nicht ungetrübt. An vielen Stellen sind tiefe Risse in der Erde. Die Wiesen sind graubraun, viele Blumen sind zu klein. Es fehlt an Wasser. Wie gut, wenn es auch die ein oder andere Wasserquelle gibt.
4. Variation (5.Strophe)
5. Die Bächlein rauschen in dem Sand und malen sich an ihrem Rand
mit schattenreichen Myrten; die Wiesen liegen hart dabei
und klingen ganz vom Lustgeschrei der Schaf und ihrer Hirten,
der Schaf und ihrer Hirten.
In den ersten sieben Strophen hat Paul Gerhardt alle Naturbilder breit ausgeführt und als Gaben Gottes gekennzeichnet. Die nun folgenden Strophen acht bis elf verweisen auf den Himmel, der als Garten Christi alle irdischen Schönheiten überbietet. Ein Grund zum singen und jubeln:
5. Variation (über Strophen 8-11)
8. Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun
erweckt mir alle Sinnen; ich singe mit, wenn alles singt,
und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen,
aus meinem Herzen rinnen.
9. Ach, denk ich, bist du hier so schön und lässt du’s uns so lieblich gehn
auf dieser armen Erden: Was will doch wohl nach dieser Welt
dort in dem reichen Himmelszelt und güldnen Schlosse werden,
und güldnen Schlosse werden!
10. Welch hohe Lust, welch heller Schein wird wohl in Christi Garten sein!
Wie muss es da wohl klingen, da so viel tausend Seraphim
mit unverdrossnem Mund und Stimm ihr Halleluja singen,
ihr Halleluja singen.
11. O wär ich da! O stünd ich schon, ach süßer Gott, vor deinem Thron
und trüge meine Palmen: So wollt ich nach der Engel Weis
erhöhen deines Namens Preis mit tausend schönen Psalmen,
mit tausend schönen Psalmen.
Schließlich schreibt Paul Gerhardt in der Strophe 13, worauf er in allen Lebenslagen vertraut:
„Hilf mir und segne meinen Geist, mit Segen der vom Himmel fleußt, dass ich dir stetig blühe; gib, dass der Sommer deiner Gnad in meiner Seele früh und spat viel Glaubensfrüchte ziehe, viel Glaubensfrüchte ziehe“.
Wir alle dürfen gewiss sein, so wie Gottes Segen auf der Natur liegt, Felder und Früchte reifen lässt, so liegt auch Gottes Segen über uns, unabhängig davon, ob unsere Lebenssituation eher einem kühlen Wintertag oder einem warmen Sommertag gleicht. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine segensreiche Sommerzeit in der viel Freude zu finden ist.
Diakonin Doris Treiber