Gott ganz nah sein

Sophia blickt auf die Ortschaft Fisterra. Die Landzunge im Hintergrund wird auch das »Ende der Welt« genannt und ist der westlichste Punkt Spaniens.
Sophia blickt auf die Ortschaft Fisterra. Die Landzunge im Hintergrund wird auch das »Ende der Welt« genannt und ist der westlichste Punkt Spaniens.

2016 lief ich den Jakobsweg. Als Auszeit, um mich selbst zu finden, um über mich hinauszuwachsen, um für mich zu sein, mich kennenzulernen und wahrscheinlich aus vielen anderen Gründen.

Von den vielen Erlebnissen, Begegnungen und Gedanken, die ich von dort mitgebracht habe, erinnere ich mich besonders gerne an einen Tag. Ich war ungefähr die Hälfte des Weges gelaufen und fand, mit ein paar unterwegs gewonnenen Freunden, eine wunderschöne Herberge für die Nacht. Sie wurde von einem Augustinerorden geleitet.

Die Kirche stand offen, und da ich noch einiges auf dem Herzen hatte, setzte ich mich in die Kirche um zu beten. Nach dem Abendessen und gemeinsamem Liedersingen mit den Nonnen des Ordens, fand ein Gottesdienst in eben dieser wunderschönen Kirche statt. Es war eine großartige Atmosphäre. Die meisten Gottesdienste, die ich bis dato besucht hatte, waren doch recht eintönig und kurz gewesen.

In diesem Gottesdienst sangen die Nonnen und schufen damit eine wunderschöne Atmosphäre. Zum Segen im Gottesdienst durfte man nach vorne kommen. Ich ging gemeinsam mit einer Freundin aus Neuseeland ganz ehrfürchtig nach vorne. Wir waren uns beide ziemlich unsicher, ob wir überhaupt durften, war es doch ein katholischer Gottesdienst und wir verstanden nur die Hälfte des Gesagten.

Doch als ich vorne stand und dem Priester begreiflich machte, dass ich nicht zur Kommunion darf, fragte er mich nach meinem Namen, lächelte, legte mir die Hand auf den Kopf und gab mir einen ganz persönlichen Segen.

Nachdem wir die Kirche verlassen hatten, unterhielten wir uns noch eine Weile zu zweit. Ich erzählte nicht, was ich am Nachmittag gebetet hatte, aber Liz machte mir Mut und fand weise Worte, die mich bis heute begleiten. Ich hatte plötzlich das warme Gefühl in mir, Gott ganz nah zu sein. Es war einfach ein besonderes Erlebnis und schenkt mir bis heute Kraft, wenn ich mich daran zurückerinnere.

Sophia

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