1. Leben wie Gott im Pfarrhaus
Nach über 30 Jahren im Pfarrhaus ist es an der Zeit ein wenig zurückzublicken, und einige Begebenheiten einfach nochmal nachzuerzählen.
Als meine Großmutter mütterlicherseits mit 14 Jahren nach ihrer Konfirmation im Pfarrhaus als Hausmädchen arbeitete („in Stellung war“), konnte sie ja nicht ahnen, dass ihre Enkelin einmal als Pfarrfrau und Pastorin in einem großen Pfarrhaus wohnen würde. Sie hat uns gerne in Hilden besucht und auch mal mehrere Wochen hier gewohnt. Von ihr habe ich gelernt, sehr allergisch auf jeden Standesdünkel zu reagieren. Denn in dem Pfarrhaus damals hat sie es nicht ausgehalten und hat lieber in eine Apotheke gewechselt, wo sie als gute Köchin großes Ansehen genoss.
Meine Vorstellungen von einem Pfarrhaus entsprachen allerdings auch nicht ganz der Realität, die mich dann erwartete. Ein altes Fachwerkhaus mit einem Erkerfenster für die stickende Pfarrfrau, das wäre es gewesen, aber wir wohnen in einem 60-iger Jahre – Haus mit satten 200 qm. Wohnfläche, das eine Menge Arbeit macht und schwer zu heizen ist.
Trotzdem war es schon ein bißchen paradiesich für eine Familie mit drei Kindern. Immer konnten alle Freunde zu Besuch kommen, jederzeit konnten unsere Familien hier übernachten, und draußen im Garten gab es jede Menge Auslauf. Zeitweise war der Partykeller so etwas wie eine Zweigstelle des evangelischen Jugendhauses, wo ständig was los war. Irgendein Witzbold hat unser Haus sogar bei Google- Maps bewertet (ich glaube wir haben 3 Sterne für guten Service und gute Verpflegung).
Da ich in meiner hessischen Heimat im Usinger Land mit der Nassauer Mundart aufgewachsen bin (Verstehen 1/2, Sprechen leider nur eine 3/4), kenne ich natürlich auch die Gedichte des Heimatdichters Rudolf Dietz, die immer gerne vorgetragen wurden auch bei Gemeindefesten.
Mein Lieblingsgedicht handelt vom Leben im Pfarrhaus. („Parrhaus“): Der Parre (Pfarrer), der brieft (prüft)in der Religion: „Nun, kannst Du mir sagen, mein lieber Sohn, wo haben einst Adam und Eva gewohnt, so lange sie blieben vom Bösen verschont ?- Nun, weißt Duˋs denn nicht, Du kleiner Narr ? Sie wohnten im Par, im Par….im Par ?“ Der Bub, da endlich begriffe harre. „Sie wohnten im Parr, im Parrhaus, Herr Parre!“
In diesem Sinne wird noch einiges vergnügliches, paradiesisches zu berichten sein.
Pastorin Lieselotte Rönsch