Das "Fahr-Haus", Geschichten aus dem Pfarrhaus Folge 4
Für ein gemeindeeigenes Gebäude gibt es in regelmäßigen Abständen eine Begehung, wobei mit dem Bauauschuss nach Mängeln geschaut wird und gegebenenfalls von den Bewohnern Wünsche geäußert werden können, zum Beispiel für Schönheitsreparaturen.
Das stand also irgendwann, als unser Jüngster noch Grundschüler war, mal wieder an. Er hatte wohl aufgeschnappt, heute ist Pfarrhausbegehung und hat dieses Wort aber komplett mißverstanden. Das habe ich erst bemerkt, als er völlig abgehetzt nach der Schule nach Hause kam (wir waren mit unserem Hausrundgang längst fertig)und mit einem Aufatmen ausrief,“das Haus ist ja noch da“.
Auf meine Nachfrage, wieso, was meinst Du denn damit“, sprudelte es aus ihm heraus,“ Ihr habt doch gesagt, es ist Fahrhausbegehung und da habe ich den ganzen Vormittag über gedacht, wenn ich nach Hause komme, ist unser Haus weggefahren worden“. Der arme Kerl hatte einen Vormittag voller Sorge um sein zu Hause hinter sich, ein Mißverständnis, was mir heute noch leid tut.
Meinem Mann hat übrigens ein ähnliches Verhören einmal zu einem kostenlosen Mittagessen verholfen. Bei einem Gemeindeausflug wurde er in dem Lokal, wo das Mittagessen bestellt war, gefragt,“ sind Sie der Fahrer?“ Gemeint war natürlich der Busfahrer, für den das Essen aufs Haus geht. Verstanden hatte mein Mann : „Sind Sie der Pfarrer“, worauf er natürlich mit „Ja“ geantwortet hat. Relativ spät ist ihm dann erst schuldbewußt aufgefallen, dass er gerade dem Busfahrer das Schnitzel weggegessen hatte.
Pastorin Lieselotte Rönsch