Matthäus 19,16-22: Suchet der Stadt Bestes!
Predigt vom 18.01.2014 von Dr. Jürgen Schmude
Aus der biblischen Geschichte vom „reichen Jüngling“ lassen sich mehrere Lehren ziehen. Der reiche Mann hat alle Gebote treulich gehalten und bekommt doch die Anwartschaft auf das ewige Leben nicht zugesprochen. „Verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach!“, verlangt Jesus ihm ab. Ein Text über die innere Abhängigkeit vom Geld als einem Götzen. Und ein Verdammungsurteil über die Reichen, die normalerweise keine Chance für die Aufnahme in den Himmel haben. Das steht im Vordergrund.
Und doch soll es heute darum nicht gehen, sondern um das Nebenthema: die Armen. Für sie tritt Jesus und tritt die Bibel auch sonst immer wieder ein. Ein Schatz im Himmel wird dem versprochen, der ihnen Geld schenkt.
Das brauchen sie zwar, aber dafür sollte in unserer Zeit doch die Politik sorgen. Sie macht aus der milden Gabe, dem Almosen, einen Rechtsanspruch auf lebensnotwendige Leistungen. Ob sie das in unserem Land ausreichend tut, darüber wird politisch gestritten. Wie der Streit ausgeht, hängt letztlich von uns ab, den Wählerinnen und Wählern. Einmal nicht um die Politiker soll es zu dem Thema „Glaube und Politik“ gehen, sondern um uns. Und dabei auch um die Frage, was wir in unserem persönlichen Umfeld selbst tun.
Da sollten wir nicht mit dem Hinweis ausweichen, Staat und Gesellschaft müssten mehr tun. Und die Reichen, nicht wir selbst, müssten das bezahlen. Schließlich sei die Armut in unserem reichen Land ein Skandal, und die Kinderarmut erst recht. Da ist ja viel Wahres dran, aber zu schnell fühlt sich der Einzelne entlastet. Politik und Gesellschaft sollen sich kümmern, man selbst kann ja doch nichts bewirken. Doch, man kann, und zwar nicht nur als Bürger und als Steuerzahler. Persönliche Hilfsbereitschaft und politisches Eintreten für den staatlichen Schutz der Schwachen sind die beiden Seiten glaubwürdiger Menschlichkeit. Aber die gesamte Habe verkaufen und den Erlös den Armen geben, wo kommen wir damit hin? Jesu Jünger als Zeugen des Gesprächs mit dem reichen Mann äußern Protest gegen dieses Konzept. Die Arbeitnehmer eines modernen Betriebes, dessen Inhaber auf eine solche Idee käme, würden ihrer Entrüstung deutlich Ausdruck geben. Was wird dann aus ihnen? Von dem Geld in den Händen der Armen haben sie nichts zu erwarten; es wird auch bald weg sein.
Jesus scheint das kein Kopfzerbrechen zu machen. Er fragt überhaupt nicht, wie die Armen in ihre Lage gekommen sind und ob ihnen die Gaben helfen können, sich daraus zu befreien. Mitschuld an ihrer Armut wird ihnen nirgends gegeben. Vielmehr nimmt die Bibel entschieden Partei für sie, ohne zu ihrem Hintergrund Fragen zu stellen. „Wer sich des Armen erbarmt, leiht dem Herrn,“ heißt es im Buch der Sprüche (19, 17). Und immer wieder die Armen und Elenden und Schwachen, die Gott erwählt hat und denen die Seligkeit verheißen ist. Gott stellt sich mit ihnen sogar gleich. „Was ihr nicht getan einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan,“ sagt der Herr des Weltgerichts im Matthäus- Evangelium (25, 45). Also helfen sollen wir den Schwachen und Bedrängten, z. B. den Hungrigen, den Obdach suchenden Fremden, den Menschen ohne rechte Kleidung, den auf Besuch wartenden Gefangenen. Die versöhnliche Zuwendung zu den Armen, Schwachen und Benachteiligten, die Solidarität mit ihnen, wird zu einem Ort der Gottesbegegnung, formulierten die beiden großen Kirchen in ihrem Gemeinsamen Wort „Für eine Zukunft In Solidarität und Gerechtigkeit“ 1997.
Bedenkt man die Größe dieser Aufgabe, dann erscheint sie als unerhörte Zumutung. Den Armen soll man helfen und den Schwachen in ihren vielfältigen Erscheinungsformen. Da ist, wie das Gleichnis vom Weltgericht zeigt, mit der milden Gabe und mit der Speisung der Hungrigen nicht getan. Die Sprachlosen brauchen Fürsprache, was ja nicht so einfach ist und viel Arbeit, manchmal auch Ärger einbringen kann. Den Traurigen sollen wir uns zuwenden, dabei erleben wir doch lieber Freude und begegnen fröhlichen Menschen. Und gar die Einsamen besuchen oder ins Haus aufnehmen? Wie viele alte und sehr alte Menschen warten auf einen Besuch, möchten sich aussprechen, möglichst mit Jüngeren. Auf die sollen wir auch noch achten, Rücksicht auf sie nehmen und Zeit einsetzen? Es genügt doch, wenn sie uns in vielfältiger Weise aufhalten mit ihrer Unbeholfenheit, sei es im persönlichen Umgang oder im Straßenverkehr. Mit alledem wollen wir uns doch nun wirklich nicht belasten und uns noch ein schlechtes Gewissen machen lassen. Der Ausruf, „Euer Elend kotzt mich an,“ vor einigen Jahren geprägt, ist eine ebenso deutliche wie brutale Bekundung der Rücksichtslosigkeit und des Verdrusses über die Hilfsbedürftigen. Da böte die über einen Führer der Taliban berichtete Lebensauffassung einen bequemen Ausweg. Befragt nach seinen Bemühungen um die Verbesserung des Lebens der Armen, sagte er, die Welt sei doch nur eine Durchgangsstation zum Paradies, da lohnten sich solche Anstrengungen nicht. Die Bibel sieht das ganz anders. Christen und Kirchen wollen danach handeln. Schon in dieser Welt arbeiten sie mit an der Errichtung des Reiches Gottes.
Dabei wissen sie, dass mit menschlicher Kraft keine Erlösung von allen Übeln und Nöten erreicht werden kann, wohl aber viele Lösungen für Nöte und Bedürfnisse der Menschen. So gibt es denn in unserem cristlich geprägten Land, – und natürlich erst recht unter Christen, – im Allgemeinen nicht die unverhüllte Ruppigkeit, mit der man sich Aufgaben und Lastenübernahme für die Schwachen und sogar die Begegnung mit ihnen verbittet. Das von den Kaufleuten verlangte Platzverbot für Bettler auf Hamburgs teuerster Einkaufstraße scheiterte vor etwa zehn Jahren an der Empörung der Öffentlichkeit. Ebenso ging es, nachdem sich im neuen Fußgängertunnel vom Parkhaus zur Oper in Düsseldorf sogleich eine Gruppe von Nichtsesshaften niedergelassen hatte. So sehr die Opernbesucher, genervt vom Betteln und Schimpfen dieser Armen, auch drängten, die Vertreibung war gegen den Widerstand der Öffentlichkeit, wieder auch der Kirchen, nicht durchzusetzen. Der Tunnel, gerade für zwei Millionen DM angelegt, wurde stattdessen geschlossen. Seine vergitterten Eingänge sind zu besichtigen.
Nein, ruppig gegen die Armen ist man bei uns nicht. Einen ganzen Katalog von Einwänden gegen Hilfspflichten ihnen gegenüber aber gibt es, von Einwänden, die ja durchaus auch Wahres enthalten und trotzdem zu falschen Folgerungen führen. Man habe selbst nichts, jedenfalls nichts übrig, ist zu hören. Das Sprichwort: „Die Klage ist des Kaufmanns Gruß,“ zeigt die Richtung an. Niemand soll einen anpumpen oder gar anbetteln. Oder: Es sei doch weder nötig noch lohne es sich, Armen etwas zu geben. Sie hätten sich ja selbst in ihre Lage gebracht. Dabei geht es um jene, die uns auf der Straße oder sonst anbetteln, und auch um die Menschen, die staatliche Hilfen beziehen.
Es wäre aber in der Sache falsch und zudem grobes Unrecht, alle diese schwachen Menschen über einen Kamm zu scheren. Pauschale Betrachtungen und Verallgemeinerungen des Einzelfalles sind groß in Mode. Wie in Schubladen, so werden Menschen eingeordnet, und man weiß dann, was man von ihnen zu halten hat. So wird das Urteilen einfach – und falsch. Denn die
Menschen, nicht nur wir selbst, sondern auch die Hilfsbedürftigen, sind trotz mancher Ähnlichkeiten in Verhalten und Ergehen durchaus verschieden. Man behandelt sie unwürdig, wenn man sie schlicht einem Schema unterordnet. Armut ist kompliziert, und mit dem berüchtigten kurzen Prozess beim Urteilen nicht zu erfassen. Das gilt auch dort, wo selbst teilnahmsvolle Betrachter sich fragen, ob nicht Härte wirksamer als hilfreiche Zuwendung wäre. Wenn Arbeitssuchende bei Vorstellungsgesprächen gelegentlich so auftreten, dass potentielle Arbeitgeber abgeschreckt werden, dann kann man über Sanktionen nachdenken, aber auch darüber, woraus diese falsche Haltung sich wohl ergeben hat. Familiäre Hintergründe und Erlebnisse des ständigen Scheiterns haben oft eine stark prägende Wirkung. Wenn Arme Bildungsmängel aufweisen, nicht besonders sympathisch oder attraktiv wirken, dann sind das Erscheinungsformen von Armut und Hilfsbedürftigkeit und nicht zuerst von bösem Willen.
Als Touristen in heißen Ländern haben viele von uns die Lektion gelernt, mit dem Urteil über die scheinbare Trägheit dort lebender Menschen vorsichtig zu sein. „Wenn ich das Klima aushalten müsste, dann könnte ich auch nichts leisten,“ sagt mancher. Wie wäre es nun mit dem kleinen Schritt, sich vorzustellen, dass wir selbst über viele Jahre hin durch schlechte Familienverhältnisse und üble Erlebnisse geprägt wären. Würden wir dann alles so richtig machen, wie wir es von den Armen verlangen?
Was ist zu tun? Vielleicht hat ja der barmherzige Samariter im biblischen Gleichnis (Luk 10, 3) zunächst die Neigung verspürt, an dem überfallenen, in Blut und Schmutz am Wegesrand liegenden Menschen nicht gerade achtlos vorbeizugehen, aber ihm doch nur etwas Geld zu zuwerfen und es damit bewenden zu lassen. Ich jedenfalls bin oft froh darüber, wenn ich nach einer Geldspende an bettelnde Menschen aller Art weitergehen kann und sie nicht in lange Gespräche ziehen oder gar irgendwohin mitnehmen muss. Wahrscheinlich wäre ich damit auch überfordert, würde mich selbst schädigen und dem Anderen nicht wirklich helfen. Und doch wird das Gefühl, nicht nur bei mir, immer stärker, dass Geld nur ein Stückchen weiterhilft und dabei keine endgültige Lösung bringt. Verstärkte Zuwendung, Hilfe durch Betreuung und Beratung werden stärker gebraucht als das Geld.
Manches können wir selbst tun. Erst recht aber sind wir in unserer politischen Verantwortung als Staatsbürger gefordert, die ihre Unterstützung und ihre Steuern für eine Praxis gewähren, bei der durch Bildung und Erziehungshilfen vom Kindergarten an über Schule und Sprachkurs bis hin zur teuren Sonderbetreuung für gefährdete Jugendliche geholfen wird. Das alles ist schwierig und teuer, aber aussichtsreich. Bargeldzahlungen zu erhöhen, ist einfacher, aber ebenfalls teuer. Und: Es genügt nicht. So haben wir, die Einzelnen, die Gesellschaft, die Politik, im eigenen Land mehr als genug zu tun, um Not zu wenden und Hilfe zu leisten. Und doch wird mehr von uns gefordert. An der internationalen Flüchtlingsbewegung, in anderen Regionen weit stärker als in Europa, erkennen wir, dass die Folgen von Krieg und Massenmord nicht ignoriert werden dürfen und dass sich unsere Tür vor den Opfern von Gewalt und Elend nicht zumachen lässt.
Menschen fliehen vor Krieg und Verfolgung, vor Hunger und Elend, auch suchen sie schlicht bessere Lebensbedingungen, als sie sie Im Heimatland haben. Auf vielen verschiedenen Wegen kommen sie, und immer wieder kommen viele dabei um. Beistand für Bedrängte ist Christenpflicht. „Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich nicht aufgenommen,“ sagt Gott in der Beschreibung des Weltgerichts „Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich aufgenommen,“ könnte er ebenfalls zu uns sagen. Fremde in großer Zahl sind in Deutschland aufgenommen worden. Andere nicht. Was zählt? Wo ist die Grenze?
Ist es genug damit, dass etwa 127.000 Asylsuchende 2013 in Deutschland Aufnahme gefunden haben, 116.000 auch nur bis zur Ablehnung ihres Antrags? Die Menschen auf den Booten im Mittelmeer sind oft nicht. asylberechtigt oder Bürgerkriegsflüchtlinge. Wegen ihrer Not werden sie pauschal als Flüchtlinge bezeichnet. Sie wollen der Armut entfliehen. Zehntausende solcher Armen, so heißt es, warten an den nordafrikanischen Küsten auf eine Überfahrt, und weitere
sind auf dem Weg dorthin.
Die öffentlichen Reaktionen in Deutschland und Europa sind zumeist skeptisch und zurückhaltend. Über die Machenschaften der Schleuser erregt man sich und will ihnen das Handwerk legen. Die polizeiliche Abwehr der Boote auf dem Mittelmeer soll gestärkt werden, um die „Migranten-Invasion“ aufzuhalten. Gespräche und neue Regelungen auf der Ebene der Europäischen Union werden dazu gefordert. Wie erreicht man bei alledem das Ziel, das in diesen Tagen den Kommentator einer großen Tageszeitung mit den Worten beschrieb: „Dem Einwanderungsdruck menschenwürdig standhalten!“? Standhalten jedenfalls, aber menschenwürdig? Von der Bereitschaft, mehr Flüchtlinge in Deutschland zu nehmen, ist nur am Rand die Rede. Zumeist wird das ausdrücklich abgelehnt. Lässt sich die wirtschaftliche Not in der Welt durch Aufnahme der Menschen in Europa überwinden? Nein, lautet eine plausible Antwort, wir müssen die Lage der Menschen in Herkunftsländern selbst verbessern. Ein Programm für Jahrzehnte ist damit angesprochen. Doch die in Italien mühsam an Land gekommenen Menschen – und viele andere – stehen jetzt vor der Tür. Die Frage drängt sich auf, ob wir In Deutschland nicht einen höheren Anteil der Flüchtlingsströme aufnehmen können und müssen. Das hilft ja doch nichts, heißt es dazu, der Druck bleibt und die Not in der Welt lässt sich so nicht abschaffen. Der Priester und der Levit im Gleichnis vom barmherzigen Samariter mögen so gedacht haben. Der Samariter selbst erkannte in dem Überfallenen den ihm auf den Weg gelegten Nächsten und ließ sich davon nicht durch den Gedanken an die nicht behebbare Not der vielen anderen Menschen ablenken. Bringen wir es fertig, mit den Unglücklichen in der Reichweite unserer Hilfsmöglichkeiten menschenwürdig umzugehen, statt vor allem danach zu trachten, wie wir dem Einwanderungsdruck standhalten? Unmögliches wird ja nicht verlangt. Verantwortung für alle Not der Welt wird uns nicht aufgebürdet. In den Grenzen des Möglichen kann, wer will, viel ausrichten und sollte es auch tun.
Oft genug habe ich es erlebt, dass Nachbarn oder Bekannte, die zuvor kein gutes Wort für die Zuflucht Suchenden gefunden hatten, wie umgewandelt waren, nachdem sie einen Betroffenen oder eine Familie kennen gelernt hatten. Im Ganzen aber lehnen die Wählerinnen und Wähler die Zuwanderung, besonders der Flüchtlinge, überwiegend ab.
Sich darüber schlicht hinweg zu setzen, wäre nicht fair und nicht demokratisch. Wer sich nicht geduldig werbend um die Veränderung der öffentlichen Meinung bemüht, verschafft schlimmstenfalls den politischen Kräften Einfluss, die Feindseligkeit gegenüber Asylsuchenden und anderen Zuwanderern gezielt schüren, die Hartherzigkeit und brutalen Egoismus propagieren. Rechtsextremisten finden mit diesem Thema ihre Wähler.
Schon den Anfängen solcher Propaganda müssen Christen sich energisch widersetzen. Der Rücksichtslosigkeit und der blinden Härte dürfen wir keine Chance geben, weder in Gesprächen noch in der Öffentlichkeit. Und das gilt natürlich auch für die immer wieder geschürte Angst vor der Ausnutzung der Sozialstaats durch eingewanderte Ausländer. Manches im Einzelnen Richtige wird dabei angesprochen, doch die Verallgemeinerung ist auch hier ein Übel. Es sind eben die gefährlichsten Fälschungen, in denen unter Lügen und Angstpropaganda auch wahre Aussagen gemischt sind. Lassen wir uns dadurch von der „Kultur des Erbarmens“, für die die Christen und Kirchen stehen, nicht wegtreiben. Steuerzahlungen für Hilfen gegen Not und Armut sind kein Übel, das man bekämpfen muss, sondern eine Notwendigkeit für die Bedrängten, für die Armen und für die ganze Gesellschaft. Leistungsstarke Wirtschaft und gute soziale Sicherung gehören zusammen wie zwei Pfeiler einer Brücke. Im Gemeinsamen Wort der Kirchen von 1997 heißt es dazu: „Nicht nur als Anwalt der Schwachen, auch als Anwalt der Vernunft warnen die Kirchen davon, den Pfeiler der sozialen Sicherung zu untergraben.“
Als Anwalt der Vernunft! Da geht es um friedliches, Zusammenleben und menschenwürdigen Umgang mit Anderen, an denen mehr oder weniger allen gelegen ist. Und es geht um die persönlichen Belange jeder und jedes Einzelnen von uns. Denn wir sind nicht so stark, dass wir nicht immer wieder auf die Hilfe und Zuwendung Anderer angewiesen wären. Unendlich viel
Gutes haben wir so Zeit unseres Lebens empfangen. Böses gab es auch, aber wo wären wir ohne das Gute geblieben? Und wir werden es weiterhin brauchen, jede und jeder von uns. Alter und Krankheit stehen auch denen bevor, die vor Kraft und Gesundheit zu bersten scheinen. Schon jetzt, nicht erst wenn sIe sich durch die Entwicklung aufdrängt, sollte die Einsicht da sein, dass wir alle irgendwann, oft mehr als weniger, auf Hilfe und Barmherzigkeit angewiesen sind.
Und wie stehen wir mit unseren Leistungen und Stärken vor Gott da? Gibt es nicht genug Gründe für die Sorge, dass uns einmal der Herr des Weltgerichts zurufen könnte: „Euer Elend kotzt mich an.“? Auf die uns von Gott verheißene Barmherzigkeit sind und bleiben wir angewiesen.
Lassen wir Andere ein Stück der Barmherzigkeit und Liebe Gottes, die wir erfahren und auf die wir hoffen, in der Begegnung mit uns erleben. Auch wenn wir manchmal nicht viel damit ausrichten können: Etwas warmes Licht der Menschlichkeit und der Barmherzigkeit kann und wird den Anderen oder die Andere erreichen. Bleiben wir es ihnen nicht schuldig, um Gottes willen nicht und um unserer selbst willen nicht! Amen
Predigt vom 18.01.2014 von Dr. Jürgen Schmude